Die Moskauer Metro soll zu den prächtigsten Metros der Welt gehören. Bereits in Sankt Petersburg waren wir von den dortigen Metrostationen beeindruckt. Es sind nicht nur normale Stationen, wie man sie etwas von Zuhause in Deutschland kennt. Nein, hier sind es fast schon kleine Kunstwerke. Sie sind Bestandteil jedes Moskau Besuchs, zählen zu beliebten Sehenswürdigkeiten. Jede Station ist thematisch „geschmückt“. Mit Stuck, Mosaiken, Skulpturen, Kronleuchtern. Die Böden sind oft aus Marmor oder Granit. Alles glänzt und ist blitzblank sauber. Es ist so spektakulär und einmalig. Ich glaube soviel Prunkt gibt es nur in der russischen Metro. Auf jeden Fall eine Attraktion, für die man einen Tag einplanen sollte (wenn man soviel Zeit mitbringt).
Wir möchten heute ganz gemütlich starten und uns einige dieser Stationen anschauen und später zum Kulturpark fahren. Zu den beliebtesten Stationen gehört der Revolutionsplatz. Dort stehen 76 Bronzestatuen, alle dem Thema Revolution gewidmet. Zahlreiche Soldaten spähen um die Ecken und stehen kampfbereit.
Es gibt auch eine Glücksbringer-Statue – einen Deutschen Schäferhund. Wenn man ihm über die blank polierte Schnauze streicht wird einem ein Wunsch erfüllt. Angeblich kommen Studenten immer vor ihren Prüfungen hierher und holen sich ein wenig Glück ab.
Dort planen wir also unseren ersten Stopp. Und tatsächlich, es ist als würde man in einem Museum aussteigen. Überall wird man von Statuen angeschaut, man weiß nicht wo man zuerst hinschauen soll. Ich mache hier und dort meine Fotos. Da sehe ich plötzlich Pavla einige Meter vor mir stehend, die mit einem Russen redet. Sie scheinen sich zu streiten, der Mann ist ziemlich aufgebracht und zeigt immer auf ihre Kamera. Langsam komme ich auf die Beiden zu und er keift mich auch an. Fragt mich irgendwas auf Russisch. Ob ich dazugehöre, ob wir aus Moskau sind. Pavla und ich schauen ihn etwas verdutzt an. Nein wir sind nur Touristen. Und machen hier Fotos von der Station. Anscheinend hat ihn Pavla unbewusst fotografiert, zusammen mit den Skulpturen, und das passt ihm ganz und gar nicht. Gut, ich habe auch ein Foto von ihm, wie er mit Pavla streitet, aber das bleibt unter uns 😉
Der Mann läuft einige Schritte weg, holt sein Handy aus der Hosentasche und fängt an zu telefonieren. Dabei schaut er zu uns rüber, ist verärgert und gestikuliert wild. Pavla und ich kriegen es langsam mit der Angst zu tun. Wen hat sie da bloß fotografiert? Warum regt er sich so auf? Er muss bestimmt ganz viel Dreck am Stecken haben. Vielleicht jemand von der russischen Mafia??? Jaaa, das wird es sein!!! Er hatte ein geheimes, wichtiges Treffen und sie hat ihn dabei abgelichtet. Wir fühlen uns unwohl und entscheiden unsere Erkundungstour durch die Station „Ploschad Revoluzii“ schlagartig zu beenden. Wir steigen in den nächsten Zug der einfährt (da sie im Minutentakt kommen, ist bereits Einer da) und hoffen, dass der aufgebrachte Unbekannte nicht gesehen hat, welche Bahn wir genommen haben und uns verfolgt. Ich ziehe meine pinkfarbene Jacke aus, verstaue sie im Rucksack und löse meinen Zopf. Pavla zieht sich auch um und trägt ihr Haar jetzt auch offen. So, jetzt sind wir nicht mehr zu erkennen. Falls er Jemanden unsere Beschreibung gegeben hat, wird Derjenige uns bestimmt nicht mehr unter den Millionen Fahrgästen finden (wenigstens ein schwacher Trost). Etwas beruhigter fahren wir dann zu unserem geplanten Tagesziel, dem Kulturpark. Auf weitere Fotosessions in anderen Station ist uns die Lust vergangen
Abends im Hostel erzählen wir die Geschichte unserem Hostelbesitzer, der uns beruhigt. Ein Mafiosi fährt doch NIEMALS mit der Metro! Gut, das haben wir dann im Nachhinein auch überlegt, um uns zu beruhigen, aber in Russland weiß man nie so richtig. Wahrscheinlich war es Jemand der tatsächlich Mist gebaut hat und dachte, Pavla wäre eine Privatdetektivin (sie sah auch so aus) die Beweise sammelt. Gut dass Moskau so groß ist, wir werden in den nächsten Tagen einen großen Bogen um diese Metrostation machen und lieber auch eine andere Linie nehmen.